Mit dem Hund durch die Brut- und Setzzeit von Anke Lehne

Jetzt im Frühjahr beginnt wieder die Brut- und Setzzeit. Die Wildtiere bekommen ihren Nachwuchs und ziehen ihn groß. Viele, besonders bedrohte, Arten brüten am Boden oder legen ihren Nachwuchs offen ab. Leicht werden sie von Hund und Halter ungewollte zertreten, gestört, verletzt oder getötet. Auch in den Büschen und im Schilf finden sich nun Nester, die von hindurch stromernden Hunden leicht zerstört werden. Dass die Jungtiere schnell Opfer einer Hatz durch einen wildscharfen Hund werden können, ist vermutlich jedem klar. Gleiches gilt für so verfolgte hoch schwangere Wildtiermütter. Doch selbst die rein spielerische Hatz durch einen Hund, der ein Reh nie greifen würde, kann für Mutter und Kind bei einer dadurch ausgelösten Fehlgeburt tödlich enden. Da offenbar zu viele Menschen von allein nicht in der Lage scheinen, die in dieser Zeit gefragte Rücksicht zu nehmen, wurden entsprechende Gesetze verfasst.

Entsprechend dem Föderalismus haben die Bundesländer sehr unterschiedliche Regelungen zum Thema Brut- und Setzzeit. Diese reichen von Wegegebot mit Leinenpflicht an einer maximal 2 m langen Leine bis zu freiem Betretungsrecht mit freilaufendem Hund. Zusätzlich zu den Vorgaben der Länder können sowohl die Unteren Jagdbehörden als auch die Gemeinden schärfere Vorschriften erlassen. Ebenfalls unterschiedlich geregelt ist die Höhe etwaiger Bußgelder und die Möglichkeit des Jagdschutzes durch den Jagdausübungsberechtigten (Abschuss des Hundes). Auch der Zeitraum, in dem die Vorschriften zum Schutz des Wildes gelten, sind unterschiedlich. Die Zeit der Jungtieraufzucht ist etwa von Anfang März bis Mitte-Ende Juli, hierauf bezieht sich die eigentliche Brut- und Setzzeit.

Eine gute Übersicht über die Vorgaben der einzelnen Bundesländer findest du HIER.

Da wo Freilaufmöglichkeiten seitens des Gesetzgebers stark eingeschränkt sind, müssen eigentlich Freilaufflächen vorgehalten werden, um eine tierschutzgerechte Hundehaltung zu ermöglichen. Leider ist dies aber nicht überall der Fall. Zudem kann auch auf solchen Flächen zur Brut- und Setzzeit Leinenzwang angeordnet werden. Hier muss ich mich als Halter/in dann selber um Ersatz bemühen und nach eingezäunten Privatflächen suchen, die ich nach Absprache mit meinem Hund benutzen darf. In Frage kommen z.B.: Hundetrainingsplätze, Gewerbegrundstücke, Reitplätze oder -hallen, Baumschulen und ähnliches. Etwas mehr Optionen habe ich, wenn kein Wegegebot und Leinenzwang besteht und Wiesen zur Gewinnung von Silage regelmäßig gemäht werden. Dann kann ich mit meinen Hunden die wenigen Tage zwischen Abfuhr des Schnittgutes und Ausbringung des organischen Düngers nutzen – auf diesen Flächen werden sich zu dieser Zeit eher keine Nester oder Jungtiere finden.

Außerhalb solcher Flächen sollte ich mich in dieser Zeit jedoch unabhängig der Rechtsvorschriften in jedem Bundesland den wildlebenden Tieren gegenüber rücksichtsvoll verhalten. Das bedeutet, ich bleibe mit meinen Hunden ansonsten auf den Wegen, wobei diese sich auch mal bis zu 2m abseits aufhalten dürfen, um zum Beispiel ihr Geschäft zu verrichten. Ich weiß, auch hier könnte ein Nest von einem bodenbrütenden Vogel sein oder eine Gais/Ricke ihr Kitz abgelegt haben. Doch irgendwo muss auch der Hund zu seinem Recht kommen und in diesem Nahbereich fährt auch der Bauer mit seinem Schlepper mal drüber, wenn er dem entgegenkommenden Kollegen auf dem Feldweg ausweichen muss. Doch weiter abseits lasse ich meine Hunde nicht. Freilauf (so erlaubt) bekommen nur die Exemplare, die mein Wegegebot sicher einhalten und im Zweifel von mir jederzeit gestoppt werden können. Experimente mit noch nicht sicher führbaren Hunden verschiebe ich auf später im Jahr. Der Rest läuft an der Schleppleine (so kein Gebot einer kurzen Führleine), wobei ich die verwendete Länge erneut am Trainingsstand meines Hundes festmache. Je sicherer der Hund auch bei Ablenkung durch Wild auf dem Weg bleibt, desto länger die Schleppe. Und da das Thema nun eh akut ist, kann ich bei jedem Spaziergang das Einhalten der Grenzen, mein Timing beim „Weiter!“ und Einfangen des Anzeigeverhaltens üben. So können wir uns rücksichtsvoll durch die Landschaft bewegen. Allerdings dürfte es manchem jungem, energiegeladenem Hund nicht reichen und im Laufe der Wochen sein Leinenfrust bedenklich ansteigen.

Diesem versuche ich entgegen zu wirken. Auch den noch nicht fertig ausgebildeten Hund kann ich phasenweise an einer für ihn eigentlich aktuell zu langen Schleppleine gezielt trainieren und arbeiten lassen. Viele unserer Übungen zur Verbesserung der Signalkontrolle bieten sich an. Die Grundlagen vom Apport kann ich angeleint verfeinern. Anzeigeübungen aus der Sucharbeit lassen sich entlang eines Weges einfügen. Aromafährten wie die mit Wurstwasser lassen sich im Siedlungsbereich anfertigen. Und wenn mein Hund mal richtig powern muss, so kann ich ihn mit zum Joggen oder Radfahren nehmen, ihn vielleicht auch im Zughundesport trainieren.

Wir wünschen dir viel Spaß dabei!

Zu dem Thema gibt es auch eine Podcastfolge mit Jürgen Slomka!

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